Gooey Foam

Das Problem existiert wirklich und man sollte sich darum kümmern, wenn seine Orgel davon betroffen ist! Irgendwann gegen Mitte der sechziger Jahre wechselte Hammond von der Manualversiegelung durch FIlzstreifen auf eine Versiegelung mit selbstklebenden Schaumstoffstreifen. Dieser Schaumstoff löst sich irgendwann nach vielen Jahrzehnten auf und verwandelt sich in eine krümelige zum Teil aber klebrige zähflüssige Masse. Das allein wäre ja nicht so tragisch. Leider ist der Stoff chemisch so aggressiv, dass die Isolation der Widerstandsdrähte im Manual bei Berührung mit der klebrigen Masse angegriffen wird. Nach einiger Zeit dringt die Masse durch die Isolation zu den eigentlichen Drähtchen vor und zerstört sie. Sind zu viele Widerstandsdrähte betroffen steht man vor einem wirtschaftlichen Totalschaden. Selbstverständlich wäre es möglich ein Manual komplett neu zu verdrahten: Es wäre ein entsprechend dünner Draht von jedem Tastenkontakt zum richtigen Anschluss unter den Manualen zu ziehen. Jede Verbindung müsste mit einem richtigen Widerstand abgeschlossen werden. Dann müsste man jede Verbindung nochmals auf ihre Richtigkeit überprüfen, denn akustisch kann man die Sache erst nach dem kompletten Zusammenbau der Orgel überprüfen: Wehe ein Fehler passierte, dann hiesse es alles wieder auseinanderzubauen! Veranschlagen wir also für jede Verbindung infolge sehr sorgfältigen Arbeitens 10 Minuten. Es hat 61 mal 9 gleich 549 Verbindungen. Dann macht das 5490 Minuten oder rund 90 Stunden Arbeit. Vielleicht schaffte man das mit Training auch in 60 oder 50 Stunden. Die ganze Arbeit kostete also bei einem nicht übertriebenen Stundenlohn viele Tausend Franken; pro Manual!

Dann doch lieber jetzt den Schaum schnellst möglich entfernen lassen!

Habe ich Schaum oder Filz?

Es gibt ein ganz einfaches Merkmal für Manuale mit Filz: Alle Orgeln vor ca 1963 sollten noch mit Filz ausgestattet sein. Die Seriennummern-Jahreszahlzuordnung ist aber zu wenig zuverlässig. Öffnen Sie ihre Orgel und schauen Sie sich die Manuale von hinten an. Bei Manualen mit Filze findet man über die ganze Manualrückwand regelmässig verteilt Nieten, etwa 1 cm über dem unteren Rand. Mit diesen Nieten ist der Filz befestigt. Es gibt Manuale mit Löchern ohne Nieten. Sie waren wohl für den Einbau von Filzstreifen vorproduziert wurden aber schon mit dem selbstklebenden Schaumstreifen ausgestattet. Manuale ohne Nieten haben Schaum. In der Übergangszeit wurden Orgeln zusammengebaut, bei denen auch gemischte Manuale vorkommen, also eines mit Schaum und eines mit Filz.

Wie wird er Schaum entfernt?

Die Entfernung des Schaums ist dem Spezialisten vorbehalten. Die Manuale müssen ausgebaut werden und meist sogar vollständig voneinander getrennt und zerlegt werden. Die hintere Abdeckung wird geöffnet und dann muss in oft stundenlanger Kleinstarbeit jedes Schaumrestchen entfernt werden. Mit einer Lupe werden die Widerstandsdrähte auf Ablagerungen überprüft. Einzelne zu stark angegriffene Widerstandsdrähte müssen repariert oder die Verbindung muss komplett ersetzt werden. Der Aufwand richtet sich nach dem Ausmass des Schadens. Es kann sein, dass der Schaum noch gar keinen Schaden angerichtet hat. Es kann sein, dass der schlimmste Fall vorliegt. Frühe Generationen - gerade nach der Umstellung auf Schaumstreifen - sind eher einfach zu behandeln, da der Schaumstreifen relativ schmal ist und nur an der Rückwand verläuft. Spätere Generationen verwendeten einen deutlich grösseren Schaumstreifen.